Der Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Über 50 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer und 70 Prozent aller Auszubildenden sind im Mittelstand beschäftigt. Durch Wertarbeit, höchste Standards und Innovation ist die Herkunftsbezeichnung „Made in Germany“ zu einem Gütesiegel mit höchster internationaler Anerkennung geworden.
Diese Erfolgsgeschichte ist in akuter Gefahr. Bereits in den vergangenen Jahren wurden Unternehmen durch den Ausbau von Bürokratie, umfassenden Kostensteigerungen und der pandemischen Situation vor Herausforderungen gestellt. Die gegenwärtige Situation am Energiemarkt ist allerdings eine beispiellose Krise, die zwangsläufig zum Verlust von hunderttausenden Arbeitsplätzen führen wird, sofern keine Maßnahmen zur Energiepreissenkung ergriffen werden.
Energie ist die Grundlage jeder wirtschaftlichen Tätigkeit. Bereits zum gegenwärtigen Zeitpunkt geben 42,36 Prozent der befragten Unternehmen an, dass die Existenz ihres Unternehmens akut gefährdet ist.
Diese Krise betrifft Unternehmen aus allen Branchen. Ob Industrie, Einzelhandel, Gastronomie oder Dienstleister: Für die Mehrheit der Unternehmen sind die aktuellen Energiepreise betriebswirtschaftlich nicht darstellbar.
Außerdem: Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, verlieren zwangsläufig ihre Konkurrenzfähigkeit. Unternehmen, die ihre Produkte oder Dienstleistungen an Endverbraucher in Deutschland absetzen, stehen des Weiteren vor einer Absatzkrise in Folge einer drastisch sinkenden Kaufkraft. Komplexe Lieferketten drohen zu zerbrechen und die Krise weiter zu manifestieren.
Schließungen von Unternehmen führen zu sinkenden Steueraufkommen bei steigenden Sozialausgaben. Diese Spirale gilt es entschieden zu verhindern.
Immer mehr Betriebe geben wegen der stark gestiegenen Energiepreise ihre Produktion in Deutschland auf oder haben ihren Geschäftsbetrieb eingeschränkt. Das geht aus einer DIHK-Vorabauswertung des jährlichen Energiewendebarometers unter bundesweit rund 3.500 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen hervor.
Danach sehen sich insgesamt 16 Prozent der Industriebetriebe gezwungen, auf die aktuelle Energielage mit einem Zurückfahren der Produktion oder einer zumindest teilweisen Aufgabe von Geschäftsbereichen zu reagieren. Knapp ein Viertel davon hat das nach eigenen Angaben bereits realisiert, ein weiteres Viertel ist gerade dabei. Etwa die Hälfte dieser Unternehmen gibt an, entsprechende Schritte noch zu planen.
„Das sind alarmierende Zahlen“, sagt DIHK-Präsident Peter Adrian. „Sie zeigen, wie stark dauerhaft hohe Energiepreise eine Belastung unseres Standortes sind. Vielen Unternehmen bleibt nichts anderes übrig, als zu schließen oder die Produktion an andere Standorte zu verlagern.“
Besonders stark betroffen ist der Auswertung zufolge die energieintensive Wirtschaft: Hier sind die Werte durchweg noch mal doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Industrie. So beschäftigen sich insgesamt 32 Prozent dieser energieintensiven Betriebe mit einem Zurückfahren der Produktion oder einer (Teil-)Aufgabe von Geschäftsbereichen. Knapp ein Viertel von ihnen, also insgesamt 8 Prozent aller energieintensiven Unternehmen, hat entsprechende Maßnahmen bereits realisiert. Weitere 10 Prozent der Energieintensiven stecken eigenen Angaben zufolge in einem entsprechenden Abbauprozess, und zusätzliche 14 Prozent haben solche Schritte in ihrer Planung.